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Tausch und Plausch im Ticketrausch

Gedanken und Gelaber zu unserer Tauschbörse



Freitag, 07. Januar 2011

Tutorial des Monats: Wie werde ich ein Foren-Großkotz

Von yoro1, 23:53
Du kannst nichts, weißt nichts, hast nichts, bist nichts, möchtest aber endlich auch mal beachtet werden? Oder du bist ein absoluter Durchschnittsmensch, willst deinen Erfahrungsschatz erweitern und einfach mal ausprobieren, wie man als der super Überflieger schlechthin bei anderen ankommt? Vielleicht studierst du ja auch Soziologie und benötigst dringend eine Feldstudie? Oder du hast einfach Bock drauf, eine Community mal so richtig aufzumischen?
Überhaupt kein Problem, das dazu benötigte Publikum bzw. ein Haufen dankbarer Probanden findet sich wie Sand am Meer, es gibt für diese Zwecke nämlich eine geniale Anlaufstelle: Das Internet Forum.
 
Am besten suchst du dir eines, das nicht moderiert wird, nicht dass dir ein genervter Admin irgendwann den Saft abdreht. Das Sofa bei Tauschticket wäre schon mal eine optimal geeignete Adresse.
Die Ausbeute dürfte dort ganz ordentlich sein, da treiben sich regelmäßig eine ganze Menge aktive User herum. Dein Risiko ist auch nur minimal, schließlich kennt dich dort niemand persönlich und keiner weiß, wer oder was sich hinter deinem Avatar verbirgt.
 
Bevor du richtig zur Tat schreitest, solltest du dir eine Strategie überlegen. Wofür möchtest du bewundert werden? Gutes Aussehen? Toller Job? Harmonisches Familienleben? Gigantischer Freundeskreis? Soziale Kompetenzen, die Mutter Theresa vor Neid erblassen lassen würden? Retter ganzer Ökosysteme? Architekt des Weltfriedens? ...
 
Am besten, du beschränkst dich nicht nur auf einen Aspekt, klotzen, nicht kleckern heißt die Devise. Also eine gesunde Mischung aus allem, das wirkt gleich viel glaubhafter – und wesentlich sympathischer.
Schau dich auch ruhig ein bisschen im realen Leben um, Ursula von der Leyen wäre ein wunderbares Vorbild, genauso wie Guido Westerwelle.
So eine Mischung aus stets milde lächelnder Abgeklärtheit und echter Entrüstung, wenn dir einer an den Karren zu fahren versucht, macht sich im rauen Forenalltag garantiert am besten.
 
Als nächstes musst du dir darüber im Klaren sein, dass das Dasein als Übermensch einen Haufen Neider auf den Plan rufen wird. Steh drüber, lächle und werde niemals müde zu versichern, dass dir das völlig egal ist, weil du es ja nicht nötig hast, dich hier im Forum zu profilieren.
Mögliche Nachfragen, warum du es dann trotzdem tust, kannst du getrost ignorieren, oder mit einem kurzen Hinweis abspeisen, dass du jetzt leider keine Zeit zum Antworten hast, weil nebenan gerade das Tierheim in Flammen steht und du bei 86 Hunden und 124 Katzen erste Hilfe leisten musst.
 
Behalte immer im Auge, dass du nicht zu perfekt rüberkommst. Das Publikum möchte einen Helden zum Anfassen, jemand, mit dem man sich identifizieren kann.
Weise also regelmäßig darauf hin, dass du niemals ein leichtes Leben hattest und dich deine vielfältigen Aufgaben nicht selten an den Rand der Belastbarkeit getrieben haben. Der leichte Hauch eines Märtyrers wirkt immer interessant und mitgefühlsfördernd. Aber du hast dich nie unterkriegen lassen, die Zähne zusammen gebissen und alles gemanaged, und außerdem stets die Zeit gefunden, dich nebenbei für soziale Projekte zu engagieren, oder auch Harry Potter zu schreiben, ein Heilmittel gegen Krebs zu entwickeln etc.
 
Sei immer freundlich zu den anderen, auch, wenn du sie nicht ausstehen kannst. Du bist der netteste und liebste Mensch auf der Welt, und sämtliche negativen Gedanken sind dir vollkommen fremd. Solltest du trotzdem einmal austeilen müssen, dann immer so, dass es niemand merkt, zumindest nicht auf den ersten Blick. Du musst schließlich an dein Image und an dein gutes Karma denken.
Um deiner Beliebtheit noch weiter auf die Sprünge zu helfen, bietet es sich an, in regelmäßigen Zeitabständen kleine Präsente unter deinen Anhängern zu verteilen und dabei auch gleich neue anzuwerben.
 
Selbstzweifel sind kontraproduktiv, du machst schließlich alles richtig. Wenn andere damit nicht klarkommen, ist das deren Problem, nicht deines. Stelle demnach deine Äußerungen und dein Verhalten niemals in Frage, bringe vielmehr dein Entsetzen zum Ausdruck, wenn einer deiner Threads oder deiner Aktionen irgendwie entgleist. (hierfür wäre besonders Guido Westerwelle ein leuchtendes Beispiel).
 
Wenn du diesem Leitfaden genau gefolgt bist, wird folgendes passiert sein:
 
- Ein Großteil der Forumsuser kennt dich, du bekommst also jede Menge Aufmerksamkeit.
- Einige davon werden dich sogar mögen.
- Sehr viele werden dich nicht mögen.
- Einige werden deine Art verabscheuen und deshalb bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auf dir herumhacken.
- Vielen wirst du egal sein
- Einer schweigenden Mehrheit wird dein Selbstbeweihräucherungswahn zu sehr auf den Senkel gehen, als dass sie sich an den regelmäßigen Schlammschlachten beteiligen, sie werden einen möglichst großen Bogen um dich machen.
 
Falls du dir doch noch einen Rest von Selbstkritik bewahrt hast, kannst du dich jetzt fragen, ob es das wert war, bzw. wo deine Prioritäten liegen.
 
Als Entscheidungshilfe noch ein praktisches Beispiel aus dem Trekkie-Universum:
Schauplatz Star Trek (= Raumschiff Enterprise), next generation. Wer erinnert sich nicht an Fähnrich Wesley Crusher, den immer netten, bis zum Erbrechen lieben, gütigen, gutaussehenden, bei allen beliebten Jungen, der alles konnte, alles wusste, Probleme löste, an denen sich bestausgebildete Fachleute erfolglos die Zähne ausbissen u.s.w.
Das Ergebnis war, dass dieser Knilch bei den Zuschauern wahre Haßanfälle hervorgerufen und sich alle so sehr und so lange beschwert hatten, bis die Figur aus der Serie genommen wurde.

Montag, 18. Oktober 2010

Ich bin ein Tickethorter!

Von yoro1, 01:20
Das Wochenende war wirklich äußerst erfolgreich: Sechs Sendungen darf ich morgen auf die Post schleppen. Sehr ergiebig war demzufolge auch die Ticket-Ausbeute und mein Vorrat ist auf einen richtig komfortables Polster angewachsen.
Was liegt näher als die Lust, davon auch welche auszugeben? In bester ‚Shoppinglaune’ mache ich mich also auf, ein paar schöne Sachen zu ergattern.
 
Wie immer wird zuerst die Suchi-Liste zu Rate gezogen – und hier erlebe ich die erste Bruchlandung. Von den Büchern, die ich gerne hätte, ist kaum etwas im Katalog vertreten. Komisch, ich dachte immer, so ausgefallen ist mein Lesegeschmack nun auch wieder nicht? War wohl ein Irrtum.
 Dann finde ich tatsächlich etwas, was sogar ein paar Mal vorhanden ist. Ein Taschenbuch, was ich neu für unter 10 Euronen bekomme, und dann hier für 3 Tickets? Leute, sorry, aber ohne mich! Ich kaufe meine Zahncreme auch nicht in der Apotheke und sehe es genauso wenig ein, hier irgendwelche Phantasiepreise zu löhnen.
 
Bei einem weiteren Taschenbuch werde ich endlich doch noch fündig, 2 Tickets für ein 800 Seiten starkes Werk in akzeptablen Zustand. Bei einem Neupreis von 15 Euro ist das absolut in Ordnung, Buch wird also angefordert.
 
Und mehr wurde es leider nicht.
Dabei wäre ich durchaus bereit, für ein neueres Hardcover auch mal 4 – 5 Tickets auszugeben, allerdings weigere ich mich, ähnliche Beträge für ein angeschlagenes Taschenbuch zu berappen.
 
Etwas eigenartig finde ich auch, dass die Angebote zwar deutlich ‚teurer’ geworden sind, im Gegenzug die Beschreibungen dafür immer knapper ausfallen.
Ein Angebot mit Foto ist zwar schön und verleitet mich viel schneller zum Tausch als ohne, muß aber nicht unbedingt sein. Ohne vernünftige Beschreibung geht’s aber nicht, und wenn da nur ein lapidares ‚gut’ steht, lasse ich es lieber.
Wenn ich dann so durch die Regale stöbere und zusätzlich als Sahnehäubchen auch noch die Inhaltsangabe fehlt, isses bei mir ganz aus. Dann schaue ich mir auch das restliche Regal des potentiellen TPs nicht mehr an. Wenn ich ne Überraschung will, kaufe ich mir ein Ü-Ei, da brauche ich hier keine Bücher anzufordern!
Langsam bekommt man den Eindruck, als würde das Einstellen auch eine Gebühr kosten, und zwar eine, die nach der Anzahl der verwendeten Wörter berechnet wird.
 
Tja, da sitze ich nun auf einen stattlichen Haufen von Tickets, würde sie auch gerne unters Volk bringen – und werde sie nicht los. Entweder, weil ich dafür nichts Passendes finde, oder aber, weil die Angebote dermaßen knapp,  lieblos und überteuert  präsentiert werden, dass mir jede Tauschlust vergeht.
 
Für Altkanzler Kohl habe ich zwar nie viel übrig gehabt, in diesem Fall mache ich es allerdings wie er: Das wird ausgesessen! Früher oder später wird schon das eine oder andere tolle Angebot mit vernünftigen Preisvorstellungen auftauchen. Bis dahin warte ich ab und horte meine Tickets. Glücklicherweise haben die ja kein Verfallsdatum und vielleicht wird auf diese Weise mein SUB ein bisschen kleiner.
 
Wer meine Tickets haben möchte, muß sich dafür auch ein kleines bisschen Mühe geben, mache ich schließlich auch und meiner ganz bescheidenen persönlichen Meinung nach ist das nicht zuviel verlangt.

Mittwoch, 06. Oktober 2010

TT nach dem Atomschlag

Von yoro1, 20:09
Der gefürchtete 4. Oktober ist vorübergezogen – und, diversen gegenteiligen Prognosen zum Trotz, hat Tauschticket die Gebühreneinführung überlebt. Fürs erste zumindest.
 
Viele haben ihre Drohung wahr gemacht und sind gegangen, viele fahren jetzt mehrspurig und der Großteil ist wohl erstmal dageblieben und leckt seine Wunden. Ach ja, und von den Flüchtlingen sind auch schon einige wieder zurückgekommen.
 
Es ist schon irgendwie witzig, im Forum mitzulesen, wie die Userschaft – pardon, die Kunden – versucht, das Ganze auf die Reihe zu kriegen:
 
Das beginnt beim vorsichtigen Zweckoptimismus, bei dem auf Biegen und Brechen versucht wird, an der Sache etwas Gutes zu finden. Frei nach dem Motto ‚wenn ich es mir nur lange genug einrede, werde ich schon irgendwann auch daran glauben’. Es sei dahingestellt, ob diese Methode wirklich so gut funktioniert, allerdings tun sich diese Leute mit der Umstellung am leichtesten.
 
Viele machen klaglos weiter wie bisher, warum soll man sich auch über etwas aufregen, was man sowieso nicht ändern kann. Wohl wahr, ein gewisser Fatalismus war bei TT schon immer recht hilfreich für den eigenen Seelenfrieden und die Gesundheit der Magenschleimhaut.
 
Die Zähneknirscher wiederum haben sich mit der Sache abgefunden, sei es aus mangelnder Attraktivität der Alternativen, weil sie die Plattform einfach liebgewonnen haben oder weil sich die Tauscherei für sie trotzdem noch lohnt. Sie protestieren nur noch verhalten im Forum und beruhigen sich so langsam wieder, einige bringen auch schon konstruktive Vorschläge. ‚Wenn wir schon zahlen sollen, hätten wir dafür aber auch gerne ...’
sicher keine schlechte Idee, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
 
Wieder andere haben ihre Regale in Urlaub geschickt und warten einfach ab, bis sich das ganze Umstellungschaos gelegt hat. Sie sind nach wie vor unentschlossen und probieren aus, wie unverdaulich ihnen die Kröte dann tatsächlich im Magen liegt.
 
Dann gibt’s da noch die Bleiberfraktion, die nicht müde wird, im Forum zu versichern, wie besch****n man jetzt alles findet und wie unzufrieden man mit diesem und jenem ist. Kann man natürlich machen, es hilft in den meisten Fällen, sich seinen Frust mal so richtig von der Seele zu schreiben. Lesen will es allerdings niemand mehr, einmal, weil das alles bereits bis zum geht-nicht- mehr durchgekaut worden ist, zum anderen, weil es sowieso nichts nützt. Die Neuerung wurde eingeführt und basta, die einzige Wahl, die uns dabei bleibt, ist entweder das Paket so zu akzeptieren, wie es ist - oder zu gehen.
 
Die Überlebenskünstler haben sich dahingehend auf die Änderung eingestellt, dass sie jetzt zweigleisig fahren, also auch noch woanders tauschen. Ist absolut in Ordnung, etwas Konkurrenz kann TT nur gut tun.
Allerdings sind da bereits Ansätze einer Zwei Klassen Tauschgesellschaft zu beobachten: Die hochwertigen Artikel lässt man nach wie vor bei TT, weil man da mehr Tickets für bekommt, allen übrigen ‚Ramsch’, den hier jetzt eh keiner mehr haben will, vertauscht man auf der Alternativplattform. Sich mit dieser Methode dann auch noch im anderen Forum öffentlich zu brüsten, ist, um Else Stratmann aka Elke Heidenreich zu zitieren, wirklich nicht ‚fom Allerfeinsten’!
 
... Und ein Häuflein Versprengter ist auch noch da, sie haben ihre Regale geleert und wollen definitiv nicht mehr bei TT tauschen, beteiligen sich aber noch rege am Forengeschehen. Finde ich an sich gut, nur, wozu stänkern die dann immer noch herum? Das bringt genauso wenig wie die Häme, mit der regelmäßig verkündet wird, wie der Angebotszähler bei TT ständig nach unten geht. Es interessiert auch nicht mehr, wie viel besser es woanders ist, so ziemlich jeder dürfte sich mittlerweile die Alternative angeschaut und sich entschieden haben.
 
Zu Begeisterungsstürmen gibt die Umstellung wirklich keinen Anlaß!
Die Betreiber haben zwar jedem Dagebliebenen einen Treuebonus in Höhe von 2 Euronen spendiert, fragt sich nur, ob diese Zuckerschicht dick genug ist, den darunterliegenden bitteren Brocken zu versüßen.
Von einer verbesserten Serverleistung ist noch nichts zu sehen, von sonstigen Verbesserungen in Richtung Benutzerfreundlichkeit ganz zu schweigen. An konstruktiven Vorschlägen und Wünschen herrscht nun wirklich kein Mangel und da die Betreiber auch im Forum mitlesen, dürfte ihnen bekannt sein, was ihre User – pardon, Kunden – gerne hätten. Aber wie immer hüllt sich die Chefetage in vornehmes Schweigen.
 
Dafür werden erste negative Auswirkungen spürbar: Die Qualität der angebotenen Bücher hat merklich abgenommen, im Moment bekommt man kaum noch aktuelle Sachen oder auch teure Hardcoverausgaben.
Im Gegenzug schießen die Ticketpreise in die Höhe. Einige Leute hier sind anscheinend vom Größenwahr befallen und wollen jetzt 3 Tickets für ein TB, was man neu bereits für 7 Euro bekommt. Vielleicht sollten die Betreiber eine Preisliste von Amazon o.ä. gleich mit verlinken?
 
Ich wage mich mittlerweile an keine Prognosen mehr, wann und wohin sich das einpendeln wird, man kann im Moment wirklich nur abwarten und gucken, was da noch so alles passiert.
 

Wie dem auch sei, die nächsten Wochen bei TT versprechen jedenfalls, ziemlich interessant zu werden  .

Dienstag, 28. September 2010

Das Ende einer Ära

Von yoro1, 01:42
Es ist also endlich passiert: Ab dem 04.10. ist Tauschticket keine reine Tauschbörse mehr, ab diesem Stichtag kostet jeder Tauschvorgang Geld. Für jeden ‚ertauschten’ Artikel sind dann vom Anforderer zusätzlich zur geforderten Ticketanzahl 49 Cent zu bezahlen.
Diese Neuerung wurde nur zwei Wochen vor Inkrafttreten bekannt gegeben, und seit diesem Moment steppt verständlicherweise der Bär.
 
Wirklich überraschend kommt das Ganze nicht, schon bei Einführung des neuen Designs war eigentlich klar, dass früher oder später Gebühren in irgendeiner Form über uns hereinbrechen werden.
Daran ist nichts Verwerfliches, die TT-Betreiber sind ein Unternehmen und nicht die Caritas, und möchten demzufolge auch Gewinn einfahren. Würde ich an deren Stelle wahrscheinlich genauso machen, TT ist eine potentielle Goldgrube.
Es ist auch nicht von Belang, ob mit diesen Gebühren jetzt tatsächlich nur die Kosten gedeckt werden sollen, oder ob der Drittporsche des Firmenchefs lediglich eine neue Metalliclackierung braucht. 
 
Die Betreiber stellen uns eine Plattform zur Verfügung, auf der wir unsere Bücher – ab sofort gegen eine Gebühr – tauschen können.
Bis jetzt ist dieser Service für uns kostenlos gewesen, aber leider besteht keinerlei Recht darauf, dass das für immer und ewig auch so bleibt. Wer sich noch daran erinnert, auch städtische Leihbüchereien waren früher gebührenfrei, und selbst auf dem Flohmarkt muß man i.d.R. eine Standplatzmiete bezahlen.
Der wütende Protest der Userschaft bei TT richtet sich auch gar nicht einmal gegen eine Gebühreneinführung an sich, die meisten wären durchaus bereit, einen bestimmten Betrag klaglos zu entrichten. Worum also geht es dann?
 
Es ist der gesamte Modus Operandi, wie die ganze Angelegenheit gehandhabt und durchgezogen wurde.
In einer beispiellosen Hauruck-Aktion durfte man aus heiterem Himmel per Mail erfahren, dass in nur zwei Wochen der ganze Laden hier von Grund auf umgekrempelt wird und wir uns dann quasi nicht mehr als User, sondern als Kunden betrachten dürfen.
Dank einer ziemlich schwammig formulierten neuen AGB wußte niemand so richtig, woran man nun eigentlich ist, es bleiben zig Fragen offen, was natürlich den wildesten Spekulationen Tür und Tor geöffnet hat.
Als nächstes hätten wir die Sache mit der Kommunikationbereitschaft der Betreiber, die mehr als nur zu wünschen übrig ließ, die kommentarlose Sperrung diverser User, die per PN die Adresse einer Alternativplattform verbreitet haben, das Ende sämtlicher Wanderrunden und sonstiger sozialer Projekte, der Wegfall von Leih- u. Verschenktickets, die Schwierigkeit, künftig auch noch alte Taschenbücher und sonstigen Kleinkram loszuwerden und schlussendlich die Tatsache, dass die neue Gebühr unabhängig von Ticketanzahl und Menge der Tauschvorgänge alle in gleicher Höhe trifft.
Friß oder stirb, entweder wird die Kröte geschluckt so wie sie ist, oder man kann gehen.
Einzelheiten zu alledem sind ausführlich im TT-Forum nachzulesen.
 
Klar, verboten ist diese Art und Weise nicht, Professionalität schaut allerdings anders aus! Es macht sich für kein Unternehmen besonders gut, seinen potentiellen Kunden das Gefühl zu geben, Leute, ihr und eure Meinungen sind uns allesamt piepegal.
 
 Ein paar tausend User, die sich bereits aus Protest und sonstigen Gründen abgemeldet haben, sprechen eine deutliche Sprache, allerdings dürfte das von System einkalkuliert worden sein. TT wird daran nicht eingehen, es werden neue User kommen, die es nicht anders kennen und das System deshalb auch anstandslos akzeptieren. Tauschticket ist im deutschsprachigen Raum die Plattform mit dem mit Abstand größten Angebot, daran ändert sich auch mit ein paar tausend Usern weniger nichts. Und mit solchen Vorgaben kann man sich einiges erlauben.
 
Dabei wäre es auch anders gegangen!
Wie schon gesagt, eine Einführung von Gebühren würde von der großen Mehrheit akzeptiert werden. Aber warum muß man das so dermaßen ungeschickt machen und dabei sämtliche User über einen Kamm scheren?
Die TT-Userschaft ist eine bunt zusammengewürfelte Gemeinde: Das reicht vom Vieltauscher, der täglich mit dem Kleinbus bei seinem Postamt vorfährt, um seine 50 Lieferungen aufzugeben, und endet bei denjenigen, die nur alle paar Monate mal was tauschen und sich in der Zwischenzeit lieber im Forum beteiligen. Dazwischen ist so ziemlich alles in allen möglichen Kombinationen vertreten.
 
Und dann gibt es natürlich auch diejenigen, die knapp über- oder unterhalb des Existenzminimums herumkrebsen und die deswegen auch jedes 50 Cent Stück dreimal umdrehen müssen. Glaubt es oder nicht, aber das sind gar nicht so wenige, Tendenz steigend.
Doch Dank unseres neuen deutschen Saubermannes und Chefgenetikers Thilo Sarrazin wissen wir ja ganz genau, es ist problemlos möglich, von weniger als vier Euro täglich satt zu werden. Und diese armen Schlucker können wegen ihrer genetischen Disposition vermutlich eh alle nicht lesen, ergo brauchen die auch keine Bücher.
 
Ok, Polemik beiseite, aber warum ist es hier nicht möglich, auf diese Vielfalt besser einzugehen, indem man ein Gebührenmodell oder auch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft in gestaffelter Form anbietet?
Genau das machen bereits sehr viele Onlineportale, und diese Methode ist sehr erfolgreich.
Bestes Beispiel wäre hier diese Seite, auf der ihr gerade lest:
Das Basispaket ist kostenlos, damit bekommt man bereits eine funktionierende Homepage nebst Blog auf die Beine. Möchte man mehr Unterseiten, Speicherplatz, Werbefreiheit etc., muß man sich das einzeln dazukaufen.
Auch im realen Leben sind gestaffelte Beiträge, die auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Kunden zurechtgeschnitten sind, das Modell mit Zukunft. Ob Handyvertrag oder auch die Mitgliedschaft im Fitnesscenter, man findet es mittlerweile immer häufiger, Tendenz ebenfalls steigend.
 
Deswegen wäre ich bei TT auch für so Sachen wie z.B. eine kostenlose Basic-Mitgliedschaft, bei der von mir aus zwei Tauschvorgänge pro Monat kostenlos wären, einen Wenigtauschertarif, eine Vieltauscherflat, einen Studentenrabatt, einen Premiumaccount, der ein paar zusätzliche Vorteile bietet u.s.w., da gäbe es zig Möglichkeiten.
Man könnte es so einrichten, dass wirklich für jeden ein bezahlbares und akzeptables Modell dabei wäre.
 
Nun ja, es hat wohl nicht sollen sein. TT wird’s überleben und aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin die größte Tauschbörse bleiben, allerdings wird etwas sehr Kostbares verloren gehen: Eine wirklich tolle Community, deren Engagement und Hilfsbereitschaft in unzähligen Fällen weit über die Grenzen von TT hinausgegangen ist.
Für viele User war das das Herzstück von Tauschticket, und genau das fällt jetzt dem Profitdenken zum Opfer.
 
Viele User müssen jetzt gehen, weil sie sich TT nicht mehr leisten können. Für all die sozialen Projekte wie die Sammlung von Spendentickets für Kindergärten, Schulen u.s.w., die hier gelaufen sind, ist jetzt Schicht im Schacht. Nette Aktionen wie Gewinnspiele und Verlosungen kann man auch vergessen, selbst den Verschenk- u. Verleihtickets wurde durch die Gebühr ein Riegel vorgeschoben. Nur um einige Beispiele zu nennen.
TT wird einen gewaltigen Ruck in Richtung nüchterne Geschäftswelt machen, womit der raue Wind, der durch dieses unsere Land weht, jetzt auch durch die Ritzen dieses Portals pfeift.
 
Vielleicht sollten die Betreiber aber auch mal einen Gedanken daran verschwenden, was es überall für einen Eindruck hinterlässt, seine User derartig rüde vor den Kopf zu stoßen.
Alle diejenigen, die sich hier engagiert, die die Werbetrommel gerührt und Neuuser angeschleppt, die im Hilfeforum kostenlos ihre Zeit zur Verfügung gestellt und Neulingen weitergeholfen haben und und und, all das sind die Leute, die Tauschticket zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ihnen jetzt dermaßen kalt zu verstehen zu geben, wie gleichgültig das der Chefetage doch ist, DAS läßt schon tief blicken! 
 
Vielen Dank für's Aus- u. Durchhalten meines Laberanfalls .
Ihr könnt auch gerne einen Kommentar hinterlassen, auch unangemeldet und anonym.