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Tausch und Plausch im Ticketrausch

Gedanken und Gelaber zu unserer Tauschbörse



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Dienstag, 28. September 2010

Das Ende einer Ära

Von yoro1, 01:42
Es ist also endlich passiert: Ab dem 04.10. ist Tauschticket keine reine Tauschbörse mehr, ab diesem Stichtag kostet jeder Tauschvorgang Geld. Für jeden ‚ertauschten’ Artikel sind dann vom Anforderer zusätzlich zur geforderten Ticketanzahl 49 Cent zu bezahlen.
Diese Neuerung wurde nur zwei Wochen vor Inkrafttreten bekannt gegeben, und seit diesem Moment steppt verständlicherweise der Bär.
 
Wirklich überraschend kommt das Ganze nicht, schon bei Einführung des neuen Designs war eigentlich klar, dass früher oder später Gebühren in irgendeiner Form über uns hereinbrechen werden.
Daran ist nichts Verwerfliches, die TT-Betreiber sind ein Unternehmen und nicht die Caritas, und möchten demzufolge auch Gewinn einfahren. Würde ich an deren Stelle wahrscheinlich genauso machen, TT ist eine potentielle Goldgrube.
Es ist auch nicht von Belang, ob mit diesen Gebühren jetzt tatsächlich nur die Kosten gedeckt werden sollen, oder ob der Drittporsche des Firmenchefs lediglich eine neue Metalliclackierung braucht. 
 
Die Betreiber stellen uns eine Plattform zur Verfügung, auf der wir unsere Bücher – ab sofort gegen eine Gebühr – tauschen können.
Bis jetzt ist dieser Service für uns kostenlos gewesen, aber leider besteht keinerlei Recht darauf, dass das für immer und ewig auch so bleibt. Wer sich noch daran erinnert, auch städtische Leihbüchereien waren früher gebührenfrei, und selbst auf dem Flohmarkt muß man i.d.R. eine Standplatzmiete bezahlen.
Der wütende Protest der Userschaft bei TT richtet sich auch gar nicht einmal gegen eine Gebühreneinführung an sich, die meisten wären durchaus bereit, einen bestimmten Betrag klaglos zu entrichten. Worum also geht es dann?
 
Es ist der gesamte Modus Operandi, wie die ganze Angelegenheit gehandhabt und durchgezogen wurde.
In einer beispiellosen Hauruck-Aktion durfte man aus heiterem Himmel per Mail erfahren, dass in nur zwei Wochen der ganze Laden hier von Grund auf umgekrempelt wird und wir uns dann quasi nicht mehr als User, sondern als Kunden betrachten dürfen.
Dank einer ziemlich schwammig formulierten neuen AGB wußte niemand so richtig, woran man nun eigentlich ist, es bleiben zig Fragen offen, was natürlich den wildesten Spekulationen Tür und Tor geöffnet hat.
Als nächstes hätten wir die Sache mit der Kommunikationbereitschaft der Betreiber, die mehr als nur zu wünschen übrig ließ, die kommentarlose Sperrung diverser User, die per PN die Adresse einer Alternativplattform verbreitet haben, das Ende sämtlicher Wanderrunden und sonstiger sozialer Projekte, der Wegfall von Leih- u. Verschenktickets, die Schwierigkeit, künftig auch noch alte Taschenbücher und sonstigen Kleinkram loszuwerden und schlussendlich die Tatsache, dass die neue Gebühr unabhängig von Ticketanzahl und Menge der Tauschvorgänge alle in gleicher Höhe trifft.
Friß oder stirb, entweder wird die Kröte geschluckt so wie sie ist, oder man kann gehen.
Einzelheiten zu alledem sind ausführlich im TT-Forum nachzulesen.
 
Klar, verboten ist diese Art und Weise nicht, Professionalität schaut allerdings anders aus! Es macht sich für kein Unternehmen besonders gut, seinen potentiellen Kunden das Gefühl zu geben, Leute, ihr und eure Meinungen sind uns allesamt piepegal.
 
 Ein paar tausend User, die sich bereits aus Protest und sonstigen Gründen abgemeldet haben, sprechen eine deutliche Sprache, allerdings dürfte das von System einkalkuliert worden sein. TT wird daran nicht eingehen, es werden neue User kommen, die es nicht anders kennen und das System deshalb auch anstandslos akzeptieren. Tauschticket ist im deutschsprachigen Raum die Plattform mit dem mit Abstand größten Angebot, daran ändert sich auch mit ein paar tausend Usern weniger nichts. Und mit solchen Vorgaben kann man sich einiges erlauben.
 
Dabei wäre es auch anders gegangen!
Wie schon gesagt, eine Einführung von Gebühren würde von der großen Mehrheit akzeptiert werden. Aber warum muß man das so dermaßen ungeschickt machen und dabei sämtliche User über einen Kamm scheren?
Die TT-Userschaft ist eine bunt zusammengewürfelte Gemeinde: Das reicht vom Vieltauscher, der täglich mit dem Kleinbus bei seinem Postamt vorfährt, um seine 50 Lieferungen aufzugeben, und endet bei denjenigen, die nur alle paar Monate mal was tauschen und sich in der Zwischenzeit lieber im Forum beteiligen. Dazwischen ist so ziemlich alles in allen möglichen Kombinationen vertreten.
 
Und dann gibt es natürlich auch diejenigen, die knapp über- oder unterhalb des Existenzminimums herumkrebsen und die deswegen auch jedes 50 Cent Stück dreimal umdrehen müssen. Glaubt es oder nicht, aber das sind gar nicht so wenige, Tendenz steigend.
Doch Dank unseres neuen deutschen Saubermannes und Chefgenetikers Thilo Sarrazin wissen wir ja ganz genau, es ist problemlos möglich, von weniger als vier Euro täglich satt zu werden. Und diese armen Schlucker können wegen ihrer genetischen Disposition vermutlich eh alle nicht lesen, ergo brauchen die auch keine Bücher.
 
Ok, Polemik beiseite, aber warum ist es hier nicht möglich, auf diese Vielfalt besser einzugehen, indem man ein Gebührenmodell oder auch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft in gestaffelter Form anbietet?
Genau das machen bereits sehr viele Onlineportale, und diese Methode ist sehr erfolgreich.
Bestes Beispiel wäre hier diese Seite, auf der ihr gerade lest:
Das Basispaket ist kostenlos, damit bekommt man bereits eine funktionierende Homepage nebst Blog auf die Beine. Möchte man mehr Unterseiten, Speicherplatz, Werbefreiheit etc., muß man sich das einzeln dazukaufen.
Auch im realen Leben sind gestaffelte Beiträge, die auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Kunden zurechtgeschnitten sind, das Modell mit Zukunft. Ob Handyvertrag oder auch die Mitgliedschaft im Fitnesscenter, man findet es mittlerweile immer häufiger, Tendenz ebenfalls steigend.
 
Deswegen wäre ich bei TT auch für so Sachen wie z.B. eine kostenlose Basic-Mitgliedschaft, bei der von mir aus zwei Tauschvorgänge pro Monat kostenlos wären, einen Wenigtauschertarif, eine Vieltauscherflat, einen Studentenrabatt, einen Premiumaccount, der ein paar zusätzliche Vorteile bietet u.s.w., da gäbe es zig Möglichkeiten.
Man könnte es so einrichten, dass wirklich für jeden ein bezahlbares und akzeptables Modell dabei wäre.
 
Nun ja, es hat wohl nicht sollen sein. TT wird’s überleben und aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin die größte Tauschbörse bleiben, allerdings wird etwas sehr Kostbares verloren gehen: Eine wirklich tolle Community, deren Engagement und Hilfsbereitschaft in unzähligen Fällen weit über die Grenzen von TT hinausgegangen ist.
Für viele User war das das Herzstück von Tauschticket, und genau das fällt jetzt dem Profitdenken zum Opfer.
 
Viele User müssen jetzt gehen, weil sie sich TT nicht mehr leisten können. Für all die sozialen Projekte wie die Sammlung von Spendentickets für Kindergärten, Schulen u.s.w., die hier gelaufen sind, ist jetzt Schicht im Schacht. Nette Aktionen wie Gewinnspiele und Verlosungen kann man auch vergessen, selbst den Verschenk- u. Verleihtickets wurde durch die Gebühr ein Riegel vorgeschoben. Nur um einige Beispiele zu nennen.
TT wird einen gewaltigen Ruck in Richtung nüchterne Geschäftswelt machen, womit der raue Wind, der durch dieses unsere Land weht, jetzt auch durch die Ritzen dieses Portals pfeift.
 
Vielleicht sollten die Betreiber aber auch mal einen Gedanken daran verschwenden, was es überall für einen Eindruck hinterlässt, seine User derartig rüde vor den Kopf zu stoßen.
Alle diejenigen, die sich hier engagiert, die die Werbetrommel gerührt und Neuuser angeschleppt, die im Hilfeforum kostenlos ihre Zeit zur Verfügung gestellt und Neulingen weitergeholfen haben und und und, all das sind die Leute, die Tauschticket zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ihnen jetzt dermaßen kalt zu verstehen zu geben, wie gleichgültig das der Chefetage doch ist, DAS läßt schon tief blicken! 
 
Vielen Dank für's Aus- u. Durchhalten meines Laberanfalls .
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